Fünf klassische Schlaflieder

Klaviertastatur mit Noten

5 klassische Schlaflieder

Wie ihre Texte lauten, wann sie entstanden sind und wer sie verfasst hat

Wir alle kennen sie, singen sie unseren Kindern vor und haben sie als Kind selbst zum Einschlafen hören dürfen: Schlaflieder. Aber wie alt sind unsere klassischen Schlaflieder eigentlich und wie genau lauten die Texte? Wer hat diese Texte verfasst und wie kam die Musik zu den Liedern?

Wir haben Euch aus den unzähligen klassischen Schlaflieder die fünf schönsten herausgesucht und die wichtigsten Informationen zu den Liedern zusammengetragen. Und ganz zum Schluss gibt es noch einen Bonustrack nur für Erwachsene.


Inhalt

Schlaflied 1: Der Mond ist aufgegangen (1779)

Schlaflied 2: Weißt Du, wie viel Sternlein stehen? (1837)

Schlaflied 3: Schlaf Kindlein, schlaf (1886)

Schlaflied 4: Guten Abend, gut‘ Nacht (1886)

Schlaflied 5: La-Le-Lu (1950)

Bonustrack: This Lullaby

Strahlender Vollmond am dunklen Nachthimmel


Schlaflied 1

Der Mond ist aufgegangen (1779)

Text: Matthias Claudius, 1779 veröffentlicht im „Musen Almanach“

Vorlage: „Nun ruhen alle Wälder“, Paul Gerhardt, 1647

Melodie: Johann Abraham Peter Schulz, aus „Lieder im Volkston, bey dem Claviere zu singen“ von 1790, wird häufig auch auf die Melodie von „Nun ruhen alle Wälder“ gesungen

Wissenswert:

  • Heute werden vor allem die erste, zweite, dritte und letzte Strophe der ursprünglich sieben Strophen gesungen.
  • Das Lied ist kein Schlaflied im eigentlichen Sinn, sondern ein Kirchenlied, das Gott als den allmächtigen Herrscher über Leben und Tod anruft.
  • „Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen, / Und ist doch rund und schön. / So sind wohl manche Sachen, / Die wir getrost belachen, / Weil unsre Augen sie nicht sehn.“ Mit diesen Zeilen stellt sich Claudius bewusst gegen den aufklärerischen Geist seiner Zeit, der das Erwachen von Vernunft und das bewusste Verstehen aller Lebensaspekte zum Thema hatte.

Der Mond ist aufgegangen
(Abendlied)

Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar:
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinnste
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich seyn!
Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns im Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder!
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon’ uns Gott mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen,
Und unsern kranken Nachbar auch!
 

TotalVokal


Schlaflied 2

Weißt Du, wie viel Sternlein stehen? (1837)

Text: Wilhelm Hey, 1837 veröffentlicht in „Funfzig neue Fabeln“

Melodie: Häufig genutzte Volksweise, 1818 älteste bekannte Verschriftlichung

Wissenswert:

  • Auch dieses Lied ist kein klassisches Schlaflied. Erst in der dritten Strophe ist von Kindern die Rede, die aber am Morgen wohlbehalten aus ihren Betten wieder aufstehen.
  • Und auch dieser Text hat einen religiösen Hintergrund, der sich auf Gottes Schutz und sein Werk bezieht. Durch das Frage-Antwort-Schema ist es aber pädagogischer als „Der Mond ist aufgegangen“.

Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Weißt du, wie viel Sternlein stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wie viel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott der Herr hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet
|: an der ganzen großen Zahl. :|
Weißt du, wie viel Mücklein spielen
in der heißen Sonnenglut,
wie viel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott der Herr rief sie mit Namen,
dass sie all ins Leben kamen,
|: dass sie nun so fröhlich sind. :|
Weißt du, wie viel Kinder frühe
stehn aus ihren Bettlein auf,
dass sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
|: kennt auch dich und hat dich lieb. |
 

Kantorei St. Katharinen


Schlaflied 3

Schlaf Kindlein, schlaf (1886)

Text: Clemens Brentano und Achim von Arnim, 1808 veröffentlicht in „Des Knaben Wunderhorn“. Die früheste Fassung der ersten Strophe geht ins Jahr 1611 zurück, Brentano dichtete die restlichen dazu.

Melodie: Johann Friedrich Reichard, der 1781 eine Volksweise aufgegriffen hat, nach der auch „Maikäfer flieg“ gesungen wird.

Wissenswert:

  • Dies ist das erste Lied in unserem Artikel, in dem tatsächlich ein Kind angesprochen und in den Schlaf gesungen wird. Der Text ist auch zwar religiös, vermittelt aber eine heile, sichere Welt, in der das Kind schlafen geht.
  • Schafe sind immer wieder Einschlafhelfer, so auch in dem altebekannten Einschlaftipp, Schäfchen zu zählen. Warum, da ist sich die Forschung uneins. Beliebte Argumente sind, dass zum einen die wolligen, warmen Tiere Ruhe und Wohlbehagen ausstrahlen, und zum anderen, dass Schäfer tatsächlich vor der Nacht ihre Herde durchzählen mussten und dabei das ein oder andere Mal eingeschlafen sind.

Schlaf Kindlein, schlaf
(Morgenlied von den Schäfchen)

Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt die Schaaf,
Die Mutter schüttelts Bäumelein,
Da fällt herab ein Träumelein,
Schlaf, Kindlein, schlaf.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Am Himmel ziehn die Schaaf,
Die Sternlein sind die Lämmerlein,
Der Mond der ist das Schäferlein,
Schlaf, Kindlein, schlaf.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Christkindlein hat ein Schaaf,
Ist selbst das liebe Gotteslamm,
Das um uns all zu Tode kam,
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf,
So schenk ich dir ein Schaaf,
Mit einer goldnen Schelle fein,
Das soll dein Spielgeselle seyn,
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Und blöck nicht wie ein Schaaf,
Sonst kömmt des Schäfers Hündelein,
Und beißt mein böses Kindelein,
Schlaf, Kindlein, schlaf.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Geh fort und hüt die Schaaf,
Geh fort du schwarzes Hündelein,
Und weck mir nicht mein Kindelein,
Schlaf, Kindlein, schlaf.

Kammerchor der Uni Osnabrück


Schlaflied 4

Guten Abend, gut‘ Nacht (1886)

Text der 1. Strophe: Clemens Brentano und Achim von Arnim, 1808 veröffentlicht in „Des Knaben Wunderhorn“. Vorlage war eine niederdeutsche Textfassung.

Text der 2. Strophe: Georg Schäfer, der die alte und die neue Strophe 1849 gemeinsam in „Alte und neue Kinderlieder“ veröffentlichte.

Melodie: Johannes Brahms, 1868

Wissenswert:

  • Brahms vertonte das Gedicht für eine befreundete Sängerin, die Mutter geworden war.
  • In der ersten Strophe sind es Pflanzen, die das Kind schützen sollen: Das Bett wird „mit Rosen bedacht“, sie bilden also ein abschirmendes Dach über dem Kind. Die „Näglein“, mit denen das Bett „besteckt“ wird, sind ein alter Ausdruck für Nelken, deren ätherische Öle gegen Ungeziefer und Krankheitserreger helfen sollten.
Guten Abend, gut’ Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlupf unter die Deck’:
Morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt.
Guten Abend, gut’ Nacht,
von Englein bewacht,
die zeigen im Traum
dir Christkindleins Baum.
Schlaf nun selig und süß,
schau im Traum ins Paradies.

Kammerchor der Uni Osnabrück


Schlaflied 5

La-Le-Lu (1950)

Text und Musik: Heino Gaze, 1950

Wissenswert:

  • Berühmt wurde dieses Schlaflied mit dem Film „Wenn der Vater mit dem Sohne“, in dem es Heinz Rühmann für den damals 6-jährigen Oliver Grimm sang.

La-Le-Lu
(Nur der Mann im Mond schaut zu)

La, le, lu
Nur der Mann im Mond schaut zu
Wenn die kleinen Babys schlafen
Drum schlaf' auch du
La, le, lu
Vor dem Bettchen steh'n zwei Schuh
Und die sind genauso müde
Geh'n jetzt zur Ruh'
|: Dann kommt auch der Sandmann
Leis' tritt er ins Haus
Sucht aus seinen Träumen
Dir den schönsten aus :|

Heinz Rühmann in "Wenn der Vater mit dem Sohne"


Bonustrack für Euch, wenn die Kleinen schlafen:
This Lullaby (2005)

Text und Melodie: Josh Homme / Queens of the Stone Age

Vocals: Mark Lanegan

Album: Lullabies to Paralize, 2005

This Lullaby

Where, oh where have you been my love?
Where, oh where can you be?
It's been so long, since the moon has gone.
Oh what a wreck you've made me.
Are you there over the ocean?
Are you there, up in the sky?
Until the return of my love
This lullaby.
My hope is on the horizon
Every face, it's your eyes I can see
I plead, I pray through each night and day
Our embrace is only a dream.
As sure as days come from moments
Each hour becomes a life's time
When she'd left,
I'd only begun this lullaby.

Queens of the Stone Age

2021-02-08 17:28:00 / Schlaf-Ratgeber / Kommentare 0
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